Kintsugi: Die japanische Kunst der Goldreparatur

Kintsugi ist eine traditionelle japanische Kunstform, bei der zerbrochene oder abgeplatzte Keramik mit Lack repariert und anschließend mit Gold-, Silber- oder Platinpulver verziert wird. Diese Technik findet ihre Bedeutung nicht nur in der Reparatur beschädigter Gegenstände, sondern auch darin, die Geschichte und die Spuren eines Objekts anzunehmen und sie so zu einem ästhetischen Kunstwerk zu erheben. Dieses Konzept ist eng mit der einzigartigen japanischen Ästhetik des „Wabi-Sabi“ verbunden, die Schönheit in der Unvollkommenheit und der Akzeptanz von Fehlern findet.

Die Kintsugi -Technik lässt sich bis in die Jōmon-Zeit zurückverfolgen und hat sich im Laufe ihrer langen Geschichte eng mit der japanischen Teezeremonie-Kultur verbunden. Sie entstand als Teil der Lackkunst oder als Alternative zu anderen Restaurierungstechniken für Keramik. In der Teezeremonie-Kultur, in der Individualität und die einzigartige Geschichte jedes Teeutensils geschätzt werden, verbreitete sich Kintsugi als Technik, die diesen Geist verkörpert.

Kintsugi umfasst verschiedene Stile wie „Hibi Kintsugi“, bei dem feine Risse mit Goldpulver und Lack ausgebessert werden; „Kake no Kintsugi“, bei dem fehlende Teile mit einer Goldlackmischung wiederhergestellt werden; und „Yobitsugi“, bei dem unterschiedlich geformte Fragmente verwendet werden, um fehlende Teile des ursprünglichen Gefäßes zu ersetzen. Verschiedene Lackarten, wie beispielsweise reiner Lack und eisenroter Lack, kommen bei diesen Techniken zum Einsatz, und die Arbeiten werden sorgfältig in einer kontrollierten Umgebung mit optimaler Luftfeuchtigkeit und Temperatur ausgeführt. Durch diesen filigranen Prozess erhalten zerbrochene Keramiken neues Leben und eine einzigartige Schönheit.

In der modernen Gesellschaft beeinflussen die Techniken, die Ästhetik und die Philosophie des Kintsugi weiterhin viele Künstler und Designer. Kintsugi, das die Schaffung neuer Werte durch Zerstörung und Reparatur mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit verbindet, wird heute in neuen Formen weitergegeben. Es verbreitet sich weltweit als Kultur, die Unvollkommenheit wertschätzt und feiert , was sich auch in der Erwähnung bei der Abschlusszeremonie der Paralympics 2021 widerspiegelte. Darüber hinaus wird Kintsugi durch den Verkauf von Sets, mit denen man es einfach zu Hause ausprobieren kann, immer zugänglicher.

Taku Nakano , der in Omotesando, Minato-ku, Tokio, ein Keramikstudio betreibt, fertigt einzigartige Keramikstücke aus Edelmetallen, Glas und Naturlack. Mit seinem Fokus auf himmlische Motive kreiert er Kunstwerke in seinem ganz eigenen Stil und gilt als Meister der Kintsugi-Technik . Ein von ihm im Auftrag der georgischen Regierung restaurierter Weinkrug wurde auf einer georgischen Weinausstellung auf der Insel Tennozu gezeigt und symbolisiert die Begegnung zwischen georgischer Weinkultur und japanischer Kintsugi-Kultur. Nakanos Ansatz, Kintsugi auf seine Keramik- und Glasarbeiten anzuwenden und sie so in moderne, upgecycelte Stücke zu verwandeln, wurde von der Nikkei als „weltweit anerkannte Bewegung, die traditionelles Handwerk neu belebt“ gewürdigt. Sein flexibles Denken, sein solides Können, sein umfassendes Wissen und sein einzigartiges Gespür für die Kombination dieser Elemente haben ihm die Unterstützung vieler Keramikbegeisterter eingebracht, und er hat bereits über zweitausend Schüler unterrichtet , darunter auch Prominente und Würdenträger.

Kintsugi ist eine traditionelle Technik, die aus Japans einzigartigem historischen und kulturellen Erbe hervorgegangen ist und zerbrochene Keramik kunstvoll repariert. In Japan, das häufig von Naturkatastrophen heimgesucht wird, hat sich eine Kultur der Restaurierung entwickelt, die den Wert der Überwindung von Widrigkeiten und der Wiedergeburt in einem stärkeren und schöneren Zustand betont . Dieser Geist spiegelt sich in Kintsugi wider, das darauf abzielt, Objekte über die bloße Reparatur hinaus in einen noch robusteren und schöneren Zustand zu versetzen.